Eigentlich sollte im Windpark Utgast in der Gemeinde Holtgast durch das „Repowering“ die Anzahl der Windkraftanlagen von 51 auf 35 reduziert werden, tatsächlich wurden 5 AN-Bonus Altanlagen abgebaut und durch 5 leistungsfähigere Enercon-70 ersetzt. Die alten Stahlbetonfundamente verblieben größtenteils im Boden und wurden nur ca. 1m unter Geländeoberkante entfernt, obwohl es eine gesetzliche Rückbaupflicht gibt. Jetzt kam wieder eine Enercon-70 dazu, macht nach Adam Riese 52 Windkraftanlagen. Auf das angekündigte Repowering darf also noch weiter gewartet werden. Ursprünglich waren zwei neue E-70 im Windpark geplant, für die der Rat der Gemeinde Holtgast bereits im Dezember 2009 grünes Licht gegeben hatte, in einer rechtswidrigen nicht-öffentlichen Sitzung. Dies wurde von einem wachen Bürger der Gemeinde moniert, die Sitzung musste wiederholt werden. Der Bürgermeister damals dazu in der Lokalzeitung „Anzeiger für Harlingerland“ vom 15. Jan. 2010: „´Das war rechtswidrig´, räumt Bürgermeister Enno Ihnen ein. Der Landkreis habe ihn nach der Meldung des Gemeindebeschlusses umgehend auf diesen Fehler aufmerksam gemacht.´Wir haben unseren Beschluss am Mittwoch deshalb wiederholen müssen und den anwesenden Bürgern deutlich gemacht, dass wir sie schützen wollen´, so Ihnen.“
Die 300 Unterschriften gegen den Bau des Windparks von 1994 wurden vom damaligen Rat der Gemeinde, dem der heutige Bürgermeister Enno Ihnen schon damals angehörte, ignoriert. Der Windpark wurde damals mit 5 zu 4 Stimmen genehmigt; zwei Ratsmitglieder stimmten nicht mit ab, da sie über Familienangehörige oder selbst Betreiber im Windpark werden wollten. Die Herstellerfirma Tacke vereinbarte eine Zahlung an die Gemeinde Holtgast in Höhe von 500.000 DM, falls die Gemeinde veranlassen würde, dass der Windpark behördlich genehmigt wird (Quellen ganz unten unter den Links). So etwas nennt man landläufig Korruption. Nach staatsanwaltlichen Ermittlungen wurde diese „Zuwendung“ in eine legale „Schenkung“ umgewandelt…
Für die neue Anlage musste wieder eine schwerlastfähige Zuwegung von ca. 1km neu gebaut werden, im gesamten Windpark wurden so ca. 11km Schwerlaststraßen einschließlich einer kleinen Brücke gebaut. Der Windpark liegt nur 1,5 km vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer entfernt, früher befanden sich hier ausgedehnte Hochwasserfluchtplätze der Vögel des Wattenmeeres, die diese Fläche nun weitgehend meiden. Der Windpark Utgast wurde auf einer Fläche von 2qkm errichtet.
Einige Anwohner hatten sich auch schon mal öffentlich im NDR-Fernsehen über die zunehmende Lärmbelästigung durch die neuen Enercon-Anlagen beklagt, nur geklagt hatte niemand von den Betroffenen. Die Lärmwerte wurden vom Landkreis Wittmund als Genehmigungsbehörde passend gerechnet.
In Holtgast sollen westlich vom bestehenden Windpark Utgast weitere Windkraftanlagen errichtet werden, „dem Vernehmen nach“ will sich die Gemeinde Holtgast selbst in die geplanten neuen Anlagen einkaufen. Das subventionierte Geschäftsmodell „Erneuerbare Energien Gesetz“, das den Strompreis in schwindelnde Höhen steigen lässt, ist äußerst lukrativ. Über Holtgast hinaus ist ein weiterer großer Windpark bis an die Grenze des bestehenden Windparks in Westerholt geplant. Das ergibt dann ein geschlossenes Windturbinenfeld nur in diesem Bereich Ostfrieslands von 10 km Länge. Der früher beklagte „Wildwuchs“ von Einzelanlagen ist einem unkoordinierten Wildwuchs von Windparks gewichen. Die Verantwortlichen dieser Industrialisierung auf der „grünen Wiese“ sitzen in den Gemeinderäten, die kaum über ihre Gemeindegrenzen hinausdenken und in der Regel bedenkenlos den Wünschen der Investoren per Abstimmung nachkommen. Die durch den Rotorenlärm betroffenen Anwohner erfahren zuletzt von den Plänen.
Nachsatz: 1994 gab es im Vorfeld der Windparkplanungen heftige Proteste (Ostfriesland Magazin_10/1994: Dallas in Utgast) . Heute, fast 20 Jahre später, gibt es kaum noch Widerstand gegen den Zubau der gesamten Küstenlandschaft mit noch mehr und noch größeren Windrotoren. Man fühlt sich wie im Neo-Biedermeier: Wie in feudalen Zeiten können Ortsräte ungehindert schalten, walten und kungeln, die Kommunalaufsicht ist der Kommunalnachsicht gewichen. Der Wahlbüger, wenn er denn noch wählen geht, zieht sich ins Private zurück, bleierne Zeit. Die Ahnungslosen wählen ausgerechnet diejenigen wieder, die über ihre Köpfe hinweg auch zu ihrem Nachteil entscheiden.
Links:
* Bürger befürchten Lärm-Verdopplung
* Vereinbarung der Herstellerfirma Tacke mit der Gemeindes Holtgast über eine Zuwendung von 500.000 DM (1994)
Prima Informationen!!!! — weiter so !!!!!
Wir wollen schon seit längerer Zeit in Holtgast leider nur einen Bungalow bauen. Die, jetzt noch, Pferdewiese zwischen Lendern Lamp und Eekenstraat soll ja bebaut werden. Nach letzter Auskunft, wegen der Ausgrabungen, nur noch die Hälfte. Nur wie und wann es mit dem Bau etwas werden könnte, darüber gibt es nur sehr undurchsichtige Informationen.