Eine wahre Geschichte aus den Niederungen der kommunalen „Energiewende“, nacherzählt unter Weglassung von Namen und Orten, aber wirklich geschehen im März 2012:
Am östlichen Rande der Republik, in MeckPomm kurz vor der polnischen Grenze, boomt die Windkraft, wie in allen anderen Teilen des Landes auch. In diesem Landkreis will ein Windkrafthersteller „Pilotanlagen“ bauen, direkt an einem Wald, in dem Kraniche und Schreiadler brüten; Flugschneisen von Seeadlern, Störchen und Kranichen kreuzen die ausgeguckten Standortflächen.
Das freute den Ortsbürgermeister (nein, nicht die verschiedenen Vogelarten, die er kaum kennen wird), er verspricht sich von den Windkraftanlagen mehr Gewerbesteuer für seine Gemeindekasse. Die windige Firma köderte ihn zusätzlich mit Pachtzinsen für Standflächen und Zuwendungen für die Infrastruktur, das Übliche eben, wenn es um die Abschöpfung von Fördermitteln und satte Renditen aus dem Erneuerbaren Energien Gesetz geht, garantiert für zwanzig Jahre! Nur die Bürgerinnen und Bürger des Ortes waren von Windplänen und den Segnungen, die ihnen der Bürgermeister erst auf direkte Nachfrage erläuterte, nicht begeistert: Sie befürchten Lärm, Schattenwurf, Infraschall und Wertverlust von Immobilien, also auch das Übliche.
Da kam der schlaue Bürgermeister auf eine Idee, wie man den betroffenen Anwohnern den kritischen Gegenwind aus den Segeln nehmen könnte, ganz „wissenschaftlich“. Er stattete also dem Dorfarzt einen Besuch ab, trat sehr selbstbewusst auf und erläuterte, dass die gewählten Gemeindevertreter schon wüssten, was gut für das Volk sei (obwohl die DDR seit mehr als zwanzig Jahren abgewickelt ist). Er bat den verdutzten Mediziner, doch einen Vortrag über den „gesundheitlich unbedenklichen Infraschall“ durch Windturbinen auf einer Bürgerversammlung zu halten und in seinem Wartezimmer Infoblätter desselben Inhalts auszulegen. Der Arzt weigerte sich und schrieb dem Bürgermeister anschließend einen Brief, in dem er auf die besondere Gefährdung für Kinder durch Infraschall hinwies. Der Kindergarten und die Schule stehen am Ortsrand in direkter Nachbarschaft zu den geplanten Windkraftstandorten.
Ob dieser „verantwortungsbewusste“ Bürgermeister wohl nur ein Einzelfall in der Republik ist?